Das ist ja nicht neu: Wenn eine neue Serie auf den Bildschirm kommt, wird sie vorher wochenlang intensiv beworben - mit Trailern, mittels Auftritten der Darstellern in Talksendungen und Unterhaltungsshows, und mit Anzeigen in Programmzeitschriften.
Das hingegen ist neu: Wenn eine Serie nicht von vornherein Traumquoten erreicht, wird sie umgehend abgesetzt. Das jüngste Beispiel liefert RTL. Am vergangenen Donnerstag lief die erste Folge der lang und intensiv beworbenen Serie «Die Anwälte». Die Einschaltquoten waren aber dermassen schlecht, dass man sich nun entschloss, die weiteren Folgen gar nicht erst zu senden und den Sendeplatz mit einer anderen, bereits erfolgreichen Serie zu bestücken. Anscheinend vergissdt man bei RTL, dass es auch noch andere Fernsehprogramme gibt. An dem besagten Donnerstagabend sendete SAT.1 einen Film, der nun mal um einiges mehr Zuschauer fand als die eigene Serie. Na und? Vielleicht hätten eine Woche später mehr Menschen den Wunsch gehabt, sich von den «Anwälten» auf RTL unterhalten zu lassen. Möglicherweise, weil Freunde und Bekannte geraten hätten: «Schau dir das mal an, das ist offenbar eine gute Serie.» Aber dazu kann es nun nicht mehr kommen. RTL ist nicht der erste Sender, der sich so verhält, und «Die Anwälte» wird nicht die letzte Serie sein, die so schnell wieder verschwindet.
Die Sender schneiden sich mit diesem Verhalten aber ins eigene Fleisch: Warum soll man sich die erste Folge einer neuen Serie überhaupt ansehen, wenn man damit rechnen muss, dass diese mangels genügender Einschaltquoten nicht fortgesetzt wird? Die Sender sollten mehr Geduld haben. Die meisten Serien und Unterhaltungsshows entwickeln mit der Zeit einen höheren Bekanntheitsgrad und damit höhere Einschaltquoten. Bisher war das so. In Zukunft allerdings anscheinend nicht mehr, weil die Verantwortlichen durch das ständige Absetzen den Zuschauern gar keine Möglichkeit mehr geben, sich mit einer Serie und deren Figuren auseinanderzusetzen.