Gestern Abend, 7. Juli 2009, übertrug das Schweizer Fernsehen auf SF info live die Abschiedsfeier für Michael Jackson aus Los Angeles. Im Grunde genommen eine gute Idee. Leider aber schlecht besetzt. Dass Röbi Koller den Ablauf der Sendung nicht kannte kann man ihm nicht vorwerfen, da dies niemandem bekannt war. Dass er sich aber fortwährend darüber wunderte, dass Stars wie Mariah Carey und Lionel Richie nicht ihre grossen Songs sangen kann man ihm nicht verzeihen. Auch nicht, dass er partout nicht mehr merken wollte, dass es sich nicht um eine grosse Spektakel-Show, sondern wirklich um eine Abschiedsveranstaltung für einen Toten handelte. Und vor allem kann man Röbi Koller nicht verzeihen, dass er, kaum hatte jemand fertig gesprochen, umgehend zusammenfassen und kommentieren musste, was gerade eben passiert und gesagt wurde, ohne auch nur eine Sekunde der Andacht oder Bedenkzeit verstreichen zu lassen! Man muss wirklich nicht alles kommentieren, Herr Koller! Vor allem nicht bei einer Abschiedsfeier für einen Toten. Ich war nahe dran, im Fernsehzentrum anzurufen und zu bitten, man solle Herrn Koller das Mikro abschalten. Leider kann man beim Zweikanalton nur zwischen Originalton und Übersetzung wählen, nicht aber zwischen «Mit Kommentar» und «Ohne Kommentar». Diese Funktion sollte dringend eingeführt werden!
Am schlimmsten war aber der Moment, nachdem die Gruppe im Staples Center das Lied «We Are The World» gesungen hatte. Tatsächlich konnte man hier den Eindruck haben, die Veranstaltung sei zu Ende. Aber musste man da wirklich dermassen schnell wegschalten? Musste man wirklich so unprofessionell sein, und nicht auf einen Abspann warten? Hätte man sich nicht denken können, dass noch etwas nachfolgt, solange sich der Sarg noch in der Halle befand, die Familie Jackson noch nichts gesagt hatte?! Anscheinend hatte man zu einem Gespräch zum Korrespondenten geschaltet, der vor dem Staples Center stand, ich weiss es nicht genau. Denn ich war geistesgegenwärtig genug, dass ich umgehend zu ORF 1 schaltete, wo man darauf achtete, dass man auch wirklich alles übertrug und den Schluss nicht verpasste. Und siehe da: man durfte zusehen, wie der Sarg weggebracht wurde und wie sich Familienmitglieder noch an die Öffentlichkeit wandten. Und dann kam – wie vermutet – das Zeichen, das für alle bedeutete: es ist nun zu Ende. Das Copyright-Zeichen, die Jahreszahl und der Rechteinhaber.
Warum nur hat das Fernsehen nie Zeit? Nie Zeit, ein paar Momente mit starren, ruhigen Bildern, ohne Ton. Warum kann man beim Fernsehen nicht einfach mal warten? Warum nur hatte es Röbi Koller mit seinem Blabla dermassen eilig? Wurde er nach Anzahl Worten bezahlt?
Lernt man beim Schweizer Fernsehen aus dieser Misere und lässt eine nächste derartige Sendung einfach laufen – ohne Hektik, ohne Moderation, ohne Kommentator, ohne Korrespondeten?
Wohl kaum. Leider!