Letzte Woche wurde bekannt, dass der Zürcher Regierungsrat bei der neuen Konzessionsvergabe nicht TeleZüri, sondern den Regionalsender TeleTop favorisiert. In der Bevölkerung war man bestürzt, noch mehr selbstverständlich in den Räumen von TeleZüri: Wie kann der Regierungsrat wagen, dem hochheiligen, alteingesessenen TeleZüri an den Karren zu fahren?!
TeleZüri ist der meistgesehene Lokalsender in Zürich. Logisch, denn es gibt keinen anderen. Man sagt, die Zürcher wollen keinen anderen Sender als TeleZüri.
Wirklich?
Mag sein. Sie kennen ja nichts anderes. Über das Kabelfernsehen der Cablecom wird in der Stadt Zürich ausschliesslich TeleZüri verbreitet. Vor ein paar Jahren wurde auch noch der kleine Sender ZüriPlus aus Dietlikon eingespeist, der mit seinem (damaligen) Programm nicht relevant war und demzufolge relativ unbeachtet blieb - auch als die Cablecom ZüriPlus wieder aus dem Netz nahm.
Seit seinem Sendebeginn hat sich TeleZüri kaum verändert. Der Besitzer hat gewechselt: von Gründer Roger Schawinski ging der Sender an die Tamedia über, was den einzigen Logowechsel innerhalb der bisherigen Sendejahren mit sich brachte. Wurde ursprünglich um 19.00 Uhr eine Stunde lang aktuell gesendet, beginnt die aktuelle Sendung mittlerweile um 18.00 Uhr. Es gibt keinen Sendeschluss um Mitternacht oder 01.00 Uhr mehr; es wird im 24-Stunden-Betrieb gesendet. Noch immer produziert TeleZüri täglich eine Stunde selbst: Nachrichten, Wetter, Talk. Das Nachrichtenstudio erinnert stark an das alte Studio der «Tagesschau» von SF DRS - es ist genauso dunkelblau und mittlerweile überhaupt nicht mehr zeitgemäss. Die Sendungen «TalkTäglich» und «SonnTalk» werden seit etlichen Jahren von denselben beiden Gesichtern beherrscht: Markus Gilli und Hugo Bigi.
Mann, wie langweilig!
TeleZüri trat ursprünglich gegen das Monopol der SRG an. Man wollte anderes Fernsehen machen, sich von SF DRS abheben. Es war tatsächlich etwas neues, schon, weil die Nachrichten im Dialekt vorgetragen wurden und weil sich dieser Sender mehr um die Lokalaktualitäten kümmern konnte, als dies beim grossen SF DRS möglich war und heute auch noch ist. Trotzdem war der Sender von Anfang nichts Besonderes, weil es immer denselben Trott bietet. TeleZüri ist zum Riesen unter den Regionalsendern geworden - und bei seiner Entwicklung ganz am Anfang stehengeblieben.
Der Regierungsrat tut gut daran, einen anderen Sender zu favorisieren. Es kann nicht schaden, wenn künftig auf dem Zürcher Kabelnetz zwei Regionalsender über das Geschehen berichten. Der Bevölkerung tut es gut, weil sie dann sieht, dass es auch etwas anderes gibt als das immer gleiche TeleZüri. Beiden Sendern wird es gut tun, weil sie sich weiterentwickeln müssen, um die Gunst der Fernsehzuschauer zu erlangen.
Letztendlich wird das BAKOM entscheiden, welchem Sender es eine Konzession erteilt. Hoffentlich kommt es der Empfehlung des Zürcher Regierungsrates, TeleTop eine Konzession für Zürich zu erteilen, nach.