27. Juni 2006

Von Freunden und Kollegen

In der «Züri-Echo»-Spalte des «Tagblatt der Stadt Zürich» vom Montag, 26. Juni 2006, schreibt Martin Braun:

WM 06: Zu Gast bei Freunden! EM 08: Zu Gast bei Kollegen! Warum tun wir Schweizer uns mit dem Wort Freund so schwer und sagen immer nur Kollege?

Das ist mir auch schon aufgefallen. Jeder hat eine Menge Kollegen, keiner hat Freunde. Vor kurzem hat mir jemand etwas über seinen «allerbesten Kollegen» erzählt. Ist das nicht einfach der beste Freund?

In der Schule haben wir doch alle gelernt:

- Bekannte sind Menschen, die wir nur flüchtig kennen
- Kollegen sind Menschen, die wir von der Arbeit kennen, also Arbeitskollegen
- Kameraden sind Menschen, die wir flüchtig, aber etwas besser als Bekannte kennen. Zudem haben wir etwas gemeinsam mit dem andern
- Freunde sind Menschen, die uns wichtig sind, nahestehen, mit denen wir mehr Zeit verbringen
- der beste Freund ist derjenige Mensch, dem wir blind vertrauen können

In der Schule war jeder Klassenkamerad gleich ein Freund, egal wie gut wir ihn kannten oder nicht. Später wurden das alles Kollegen.

Haben wir alle nur noch Kollegen, weil wir auf absolut gar keinen Fall den Eindruck erwecken wollen, dass wir mit dem Freund Sex haben? Immerhin ist ja die Freundin, diejenige, mit welcher man fickt.

Haben wir Kollegen und keine Freunde, nur aus Angst davor, als Homosexueller abgestempelt zu werden?